Liebe Schwestern und Brüder,
am heutigen Sonntag begeht die Kirche den Sonntag der göttlichen Barmherzigkeit, der im Jahr 2000 von Papst Johannes Paul II eingeführt wurde. Auf dem Hintergrund seines Erlebens des 2. Weltkriegs, des Nationalsozialismus und des Kommunismus gehörte zu den zentralen Fragen seines Lebens und seines Pontifikats: Was kann die Flut des Bösen in unserer Zeit eindämmen?
Bei seinem letzten Besuch in Polen sagte er am 17. August 2002:
„Wie dringend braucht die heutige Welt das Erbarmen Gottes. Aus der Tiefe des menschlichen Leids erhebt sich auf allen Erdteilen der Ruf nach Erbarmen. Wo Hass und Rachsucht vorherrschen, wo Krieg das Leid und den Tod unschuldiger Menschen verursacht, überall dort ist die Gnade des Erbarmens notwendig, um den Geist und das Herz der Menschen zu versöhnen und Frieden herbeizuführen.
Wir bedürfen der Barmherzigkeit, damit jede Ungerechtigkeit in der Welt im Glanz der Wahrheit ein Ende findet. […] Diesen Funken der Gnade Gottes müssen wir entfachen und dieses Feuer des Erbarmens an die Welt weitergeben. Im Erbarmen Gottes wird die Welt Frieden und der Mensch Glückseligkeit finden! Euch, liebe Brüder und Schwestern, vertraue ich diese Aufgabe an. Seid Zeugen der Barmherzigkeit!“
In diesen schwierigen Zeiten, liebe Schwestern und Brüder, ist es manchmal an uns in Barmherzigkeit zu handeln. Wenn die Kontaktsperre und die anderen Einschränkungen uns an den Nerven zerren. Wenn sich Streit, Gereizheit oder Mutlosigkeit ausbreitet, ist es an uns im Geist der Liebe und der Barmherzigkeit dagegen zu halten. Liebe zu leben. Wenn möglich bedingungslos. So wie Gott uns bedingungslos liebt.
Ein hoher Anspruch? Gewiss. Aber unser christlicher Glaube geht manchmal bis an die Grenze. Jesus ist diesen Weg gegangen. Wir haben es gerade an Ostern gefeiert. Durch seine Wunden sind wir geheilt. Durch seinen Tod sind wir erlöst. In sener Auferstehung ist uns Hoffnung gegeben.
Wenn wir also Liebe leben, Barmherzigkeit üben, vielleicht auch Barmherzigkeit erfahren und von Gott erbitten, dann leben wir den Weg Jesu. „Vater vergib Ihnen, denn sie wissen nicht was sie tun“. Bei allem hilft uns natürlich Gott. Wir müssen uns nicht alleine mühen. Dazu eine Anregung, ein Gebet von der heiligen Schwester Faustyna, welche die Botschaft des barmherzigen Jesus neu in unsere Zeit brachte:
„Ich möchte mich ganz in Deine Barmherzigkeit umwandeln, um so ein lebendiges Abbild von Dir zu sein, o Herr, möge diese größte Eigenschaft Gottes, seine unergründliche Barmherzigkeit, durch mein Herz und meine Seele hindurch zu meinen Nächsten gelangen. Hilf mir, o Herr, dass meine Augen barmherzig schauen, dass ich niemals nach äußerem Anschein verdächtige und richte, sondern wahrnehme, was schön ist in den Seelen meiner Nächsten und ihnen zu Hilfe komme.“ Amen.