In den Geschäften, Betrieben und Firmen werden Bücher geschlossen. Rechnungen, Mahnschreiben, Papiere und Terminkalender werden abgelegt, Ordner kommen ins Archiv.
Herr, wir können nicht einfach Schluss machen und das Jahr in die Ablage schieben. Es wird uns nicht gelingen, ungelöste Geschichten abzulegen und alte Vorurteile wegzuräumen.
Herr, nimm unsere Zeit in deine Hände.
Abgelegte Kleider entsorgen wir in der Altkleidersammlung; Altpapier kommt in den Container. Beschädigte Möbel landen auf dem Sperrmüll.
Herr, wir können uns nicht so einfach von uns selber trennen. Böse Worte und Gedanken beschäftigen und belasten uns. Was noch heimzuzahlen ist, heben wir auf. Was uns gekränkt hat, lassen wir nicht los, auch auf die Gefahr hin, darüber krank zu werden.
Herr, nimm unsere Zeit in deine Hände.
Wir haben uns eine Art Rumpelkammer angelegt, in die wir Unangenehmes, Peinliches, Feindseliges verschieben. So manches bleibt ungelöst oder unerledigt, weil wir es verdrängen.
Herr, es fällt uns schwer, auszusprechen und loszulassen. Wir nehmen nicht gerne Hilfe an, um uns nicht zu verpflichten. Wir schweigen lieber, wo wir reden sollten; wir verschließen uns, wo wir einen Rat annehmen sollten.
Herr, nimm unsere Zeit in deine Hände.
Weil manches nicht gelöst ist, wirken wir auf andere unerlöst. Wir nerven nicht nur uns, sondern auch andere. Wir wollen keinem zu Last fallen und werden genau deshalb zur Belastung.
Herr, warum tun wir uns so schwer, über unseren Schatten zu springen oder einen Knoten entschlossen zu zerschlagen? Warum machen wir es uns so schwer, statt uns zu erleichtern?
Herr, nimm unsere Zeit in deine Hände.
Verantwortung zu tragen heißt Antwort zu geben, wenn ich gefragt bin und zu einer Lösung, einer Versöhnung, beitragen kann. Es heißt aber auch die Not der anderen nicht zu überhören oder gar eine Hilfe zu verweigern.
Herr, wir wollen uns nicht einmischen, sagen wir – und helfen nicht, wo wir helfen könnten. Wir erfinden Ausreden, um keine Zeit zu verlieren, und befürchtete Unannehmlichkeiten auf uns nehmen zu müssen.
Herr, nimm unsere Zeit in deine Hände.
Ein Jahr geht zu Ende, das geprägt ist von Krankheit. Eine Hiobsbotschaft jagte die Andere. Ein Jahr, das uns allen viel abverlangt hat. Ein Jahr, in dem unser Freiheiten stark eingeschränkt waren. Wir durften nicht reisen wohin wir wollten, unbeschwertes Feiern war nicht möglich. Wir mussten erfahren, was es heißt auf gemeinsame Gottesdienste und auf Gemeinschaft verzichten zu müssen.
Herr, uns fällt es oftmals schwer Dinge hinzunehmen, die wir nicht ändern können. Wir suchen Fluchtmöglichkeiten für unserer eigenes Ich und übersehen oftmals auch die Nöte und Ängste unserer Mitmenschen. Wir habe keine Kraft den Weg weiterzugehen und zweifeln am allem.
Herr nimm unsere Zeit in deine Hände.
Gott, wir bitten dich am Ende dieses Jahres: Nimm das Schwere, das Böse, das Unerlöste, das Ängstliche von uns weg. Lass es in deiner Barmherzigkeit untergehen und richte uns auf. Befreie uns, damit wir befreien können. Löse uns, damit wir erlösen können. Entschuldige uns, damit wir denen vergeben können, die an uns schuldig geworden sind. Dann können wir das alte Jahr in deine Hände zurücklegen, aufatmen und voll Freude und Dankbarkeit in die Zukunft gehen.
A Amen