Wesentliche Daten zur Heilig-Kreuz-Kirche in Lachen-Speyerdorf
II. Vatikanisches Konzil: 1962-1965 | |
Grundsteinlegung: 10. März 1968 | |
Bauzeit: 15 Monate (09/1967 bis 12/1968) | |
Planung: Oberbaurat Alois Atzberger, Bischöfliches Bauamt Speyer | |
Bauleitung: Architekt Fritz Lutz, Landau | |
Glaskunstarbeiten: Karlsruher Glaskunstwerkstätte + Glasmalerei Reinhard Herbold e.K. |
Liebe Besucherin, lieber Besucher.
Zunächst möchten wir Sie zu einem kleinen virtuellen Rundgang durch unsere Kirche einladen.
„Der Kirchenbau muß (…) praktischeund sakrale Funktionen erfüllen,
wobei eine genaue Trennung (…) kaum möglich ist,
weil beide, Funktion und Formsprache der Selbstdarstellung der Gemeinde dienen
und an sich zeichenhaft sind.“
(Alois Atzberger)
Jedes Gotteshaus hat seine eigene Geschichte zu erzählen.
Hier finden Sie die Geschichte der Kirche Heilig Kreuz, Lachen-Speyerdorf.
Die Kirche mit Glockenturm und Pfarrzentrum bildet als Baugruppe eine geschlossene Einheit: Kirche + Pfarrzentrum + Innenhof + Glockenturm – alles auf einer bebauten Fläche von 697,6 m². Der umbaute Raum beträgt 5.520m³.
Die Grundsteinlegung erfolgte am 10. März 1968. Nach einer Bauzeit von nur 15 Monaten wurde die Kirche am 3. Adventssonntag, dem 15. Dezember 1968 geweiht, damals war Friedrich Wetter Bischof von Speyer.
Der Glockenturm von Heilig Kreuz trägt 3 Glocken, die Sie im folgenden Block auch anhören können.
Glocke 1: Bonifatius, 500 kg, as´, Schilling 1939
Glocke 2: St. Maria, 127,5 kg, es´, Hamm 1950
Glocke 3: Die dritte Glocke trägt keinen Namen, dafür aber eine Inschrift:
„Ich bin gegossen im Jahr, da Josef Ziegler Pfarrer war – 1825 – Gegossen von Nik Scrader in Frankenthal“.
Die dritte Glocke bringt gerade einmal 82 kg auf die Waage.
Die Heilig-Kreuz-Kirche ist vor dem Hintergrund des II. Vatikanischen Konzils zu sehen, das von 1962 bis 1965 tagte.
Nicht allein in der Kirche herrschte damals große Aufbruchstimmung, auch in der Architektur! Die „Neuen Bauideen“ der 60er Jahre griffen auf Konzepte des Bauhaus` zurück, die Walter Gropius, 1919 entwickelte. Im Zentrum dieses Bauens stand eine klare Funktionalität, die mit begrenzten Mitteln erreicht werden sollte. Und das passte sehr gut in die 60er Jahre.
Das Klinkermauerwerk ist altarseitig geöffnet und erinnert damit an das II. Vatikanum, das „die Fenster der Welt weit aufgestoßen“ hat.
Die Kirche mit Ihren Nebengebäuden erinnert an einen Klosterkomplex. Sie nimmt die Eintretenden schützend auf, ist ein Zufluchtsort; man fühlt sich geborgen.
Wir wollen nun in die Kirche eintreten und uns dabei bewusst machen, dass wir gleichsam eine Schwelle überschreiten – die Schwelle von draußen nach drinnen, vom Profanum ins Fanum, von der lauten, leistungsorientierten Welt in die Kirche, wo Innerlichkeit und Stille Platz haben.
In der Festschrift zur Weihe der Lachen-Speyerdorfer Kirche ist zu lesen: „Die Kirchenpforte ist Symbol für den Eingang zum Reich der Gnade, zum ewigen Leben, ja im tiefsten Symbol Christi, der sich selbst als die Pforte zum ewigen Leben bezeichnet hat.“
Sollten Sie uns einmal in Lachen-Speyerdorf besuchen, machen Sie sich diesen Übergang an der Schwelle/am Kirchenportal bitte bewusst, in dem Sie Weihwasser nehmen, ein Kreuzzeichen machen und einen Moment inne halten.
Der Kirchenraum, der einen annähernd quadratischen Grundriss hat, steht in einem großen Spannungsverhältnis – einerseits ist da die moderne offene Architektur, wie das Pultdach (unterseitig als Faltdecke) in Holzkonstruktion, und andererseits gibt es zahlreiche barocke Elemente, die noch aus der alten Lachener Kirche stammen.
Die alte Kirche war der Gottesmutter Maria geweiht. Die Kirche ist längst profaniert und seit damals in Privateigentum, also nicht mehr im Eigentum der Kirchenstiftung Heilig Kreuz.
Man gab das kleine Kirchlein auf, weil die Gemeinde Heilig Kreuz gewachsen war und die Marienkirche nicht mehr ausreichend Platz bot.
Die Kirchengemeinde entschied sich daher zu einem Neubau. Man gab die alte Kirche zwar auf, aber von allem konnte und wollte man sich nicht trennen. Hochaltar, Kanzel, Taufbecken, Holzfiguren, Kirchenportal und Orgel wurden beim Umzug einfach mitgenommen und fanden in der neuen Kirche einen Platz.
Die Orgel ist zweifellos das wertvollste Stück in der Heilig Kreuz Kirche. Sie wurde im Jahr 1823 von Franz Seiffert aus Kirrweiler gebaut, der einer berühmten Würzburger Orgelbauerfamilie entstammte. Das historisch bedeutende Instrument wurde im Jahre 2003 von der Vleugels Orgelmanufactur restauriert.
Die Orgel ist dreigeteilt und trägt klassizistische Ziermotive.
Der Hochaltar steht nicht im Chorraum der Kirche. Hier zeigt sich zweifelsohne schon der Einfluss des II. Vaticanums.
Der Hochaltar der ehemaligen Marienkirche dient bis heute als Sakramentsaltar. Beim Erwerb der alten Kirche im Jahr 1821 stand die Gemeinde vor der großen Aufgabe, das Gebäude komplett neu auszustatten. In diesem Zusammenhang entstand dieser barocke Altar mit deutlichen Anklängen an die klassizistische Formensprache. Der Altar zeigt einen durchbrochenen Aufbau mit zwei Säulen, zwei kannelierten Pilastern und Voluntenbekrönung. Zu sehen ist als Hauptbild über dem Sakramentshaus der Gekreuzigte anstatt eines Altarblattes (dem Patrozinium entsprechend), links und rechts davon Darstellungen Johannes des Täufers und des Franz von Assisi. Gefertigt wurde der Altar durch die Firma Clausonet, Landau.
Die Architekten haben dem Hochaltar einen licht- und funktionsmäßig eigenen Raum gegeben.
Die Kirchenbänke mit ihren knapp 450 Sitzplätzen, sind fächerförmig auf den Volksaltar hin ausgerichtet, der im Chorraum seinen Platz gefunden hat. Er stammt nicht aus der alten Kirche, sondern aus dem Archiv des Bistums Speyer. Der Altar wurde passend zur barocken Einrichtung ausgewählt. Der Fußboden verläuft zum Altar hin im Gefälle, was eine bessere Sicht ermöglicht.
Ursprünglich war der Volksaltar, an dem wir bis heute die Eucharistie feiern, Bestandteil der Innenausstattung der Pfarrkirche von Silz.
Der Altar ist der Tisch des Brotes. Gleich daneben steht der Tisch des Wortes, Ambo genannt. Der Ambo wurde passend zum Altar in Südtirol angefertigt.
Ältestes Element in der Kirche ist die Rokokokanzel mit ihrem reichen Schnitzwerk. Sie zeigt einen geschweiften Korpus mit schönem Rokokomuschelwerk. Auf dem Schalldeckel finden sich Voluten und die Figur des Erlösers (Salvatorfigur). Die Kanzel wurde in der Zeit zwischen 1760-70 gefertigt – entstand orginär also nicht für die alte Lachener Kirche. Woher die Kanzel tatsächlich stammt und für welchen Kirchenraum sie ursprünglich gedacht war, ist leider nicht bekannt.
Wie bereits erwähnt, wurde beim Umzug von der alten in die neue Kirche sogar das Kirchenportal, samt Sandsteinumrandung mitgenommen. Das Hauptportal von einst bildet heute den Eingang zur zur Sakrisei. Es handelt sich um ein spätbarockes Pilasterportal mit einem schönen Schlusstein mit Pflanzenmotiven. Das Portal stammt aus der Mitte des 18. Jh., und verfügt sogar noch über das alte Türblatt.
In der angrenzenden Werktagskapelle kann ein wunderschöner Taufstein bewundert werden, der ebenfalls aus der alten Kirche stammt. Er ist im klassizistischen Stil gefertigt. Auf einem ovalen Ständer, der mit vier kräftigen Pilastern besetzt ist, findet sich ein ovales Muschelbecken mit vier kannelierten Vorstößen.
Der Taufstein ist klassizistisch und stammt aus dem frühen 19. Jh. Die Täufergruppe auf dem Taufstein wurde erst nach der Überführung in die neue Kirche als Kopie eines barocken Vorbildes der Pfarrkirche St. Jakobus, Schifferstadt, im Jahr 1979 geschaffen.
Auch wenn Heilig Kreuz viele Barockelemente birgt, so ist der Kirchenbau in seiner Gesamtheit doch ein lebendiges Zeugnis der 60er Jahre, oder besser gesagt, ein lebendiges Zeugnis des Zweiten Vatikanischen Konzils.
So sind beispielsweise die Wände aus Klinkermauerwerk bewusst nicht geschlossen. Hier wurden im Wortsinne „die Fenster zur Welt weit aufgestoßen“.
Auch der Chorraum war ursprünglich mit einer transparenten Glasfront versehen, erfuhr aber im Jahr 2008 eine Umgestaltung.
Die Glasfront im Chor wurde durch eine Marmorplatte sowie zwei Fenster aus farbigem Glas rechts und links daneben gesetzt und damit geschlossen. Im Zentrum der Marmorplatte findet sich heute ein kreuzförmiges Fenster aus rotem Glas.
Die besondere Eigenart dieses Kirchenraums besteht also darin, dass er nicht in sich geschlossen ist. Heute gibt es „nur noch“ im Bereich der Kanzel und der Orgel große Klarglasfenster, die den Blick nach draußen schenken. So wird die Schöpfung des Herrn in das Gottesdienstgeschehen mit hineingenommen. Am Gründonnerstag können die Gottesdienstbesucherinnen und Gottesdienstbesucher sogar bis nach Jerusalem, bis in den Garten Getsemani sehen.
Am Ende seien noch die wunderschönen Kirchenfenster von Heilig Kreuz erwähnt. Die abstrakt gestalteten Glasfenster lassen Raum für eine persönliche Interpretation.
Die Kirche Heilig Kreuz ist ein ungewöhnlicher Kirchenraum. Es lohnt sich unbedingt die Architektur und geistliche Botschaft näher kennen zu lernen.
Die Kirche Heilig Kreuz möchte Sie fragen: „Fühle ich mich mehr dem Alten oder eher dem Neuen zugewandt?“
Eine Antwort gibt die Kirche nicht! Sie lädt alle ein.
So bietet sie Freiraum und für jede und jeden einen Anknüpfungspunkt.
Damit passt die Kirche ganz wunderbar zum Selbstverständnis der Gemeinde Heilig Kreuz.